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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 = Grundstufe B - S. 47

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 47 die größte der Erde, gehört mit ihrer Westhälfte den Niederländern, mit ihrer Osthälfte teils den Deutschen, teils den Engländern. Kaiser Wilhelms-Land, auf der Nordostküste von Neu-Guinea, ist die bedeutendste der deutschen Besitzungen in Australien. Das Land ist im Innern noch wenig erforscht, teils Gebirgsland, teils weites Tiefland um den Kaiserin - Augustafluß. Das feuchtwarme Tropenklima ist dem Plantagenbau sehr zuträglich, für Europäer aber ungesund. Die Bewohner sind gutmütige, aber arbeitsscheue Papuas. — Der benachbarte Bismarck- archipel gehört auch zu den deutschen Kolonieen in der Südsee. 3. Polynesien. Diese Inselwelt umfaßt alle Inseln, die im Stillen Ozean zwischen den beiden Wendekreisen zerstreut liegen. Die Inseln sind durchweg von geringem Umfange und entweder vulkanische Hochinseln oder flache Korallenbauten. Auf der Hauptinsel der Sandwich- (ßänduitsch-) Inseln erhebt sich der Vulkan Mauna Kea. —. Das gleich- mäßige, milde Klima und die Feuchtigkeit des Meeres schmücken die Inseln mit üppigem Pflanzenwuchs. An Fruchtbäumen ist kein Mangel. Der wichtigste ist die Kokospalme, die den Bewohnern Nahrung, einen frischen Trunk und allerlei Stoff zum Häuserbau und zu Geräten liefert. Die getrockneten Stücke des Kokosnußkerns, Kopra genannt, bilden den wichtigsten Handelsartikel. Andere Fruchtbäume sind der Brotfruchtbaum, die Bauane und die Sagopalme. Die Polynesier sind Malayen, von schönem Körperbau und fried- lichen, sanften Sitten. Das Christentum hat große Fortschritte gemacht. Europäische Gesittung ist am meisten auf den Sandwichinseln verbreitet. Deutsche, Franzosen und Engländer haben in Polynesien Besitzungen. Den Franzosen gehören die schönen Gesellschaftsinseln, den Engländern die Fidschiinseln. Dem Deutschen Reiche gehört der Marschall- archipel, der ans zahlreichen niederen Koralleninseln besteht und für den Handel mit Europa wichtig ist, die Karolinen und Marianen, sowie die Samöainseln, dem Hauptstützpunkt des deutschen Handels in der Südsee.

2. Europa - S. 116

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 116 — überwintern Myrte, Lorbeer und Fuchsie im Freien; dagegen reicht die Sommerwärme uicht dazu hin, Wein znr Reife zu bringen. Das feuchte Klima fördert in den Niederungen von England und Irland das Wachstum vou Gras und Futterkräuteru und dadurch die treffliche englische Viehzucht, die niedrige Grasnarbe der Höhen eine umfangreiche Schafzucht. Der Wald ist bis auf kleine Reste vernichtet, sodaß das britische Juselreich das waldärmste Land Europas ist. Doch findet man in England viele parkartige Anpflanzungen. Nach N. nimmt die Wärme unter dem Einflnß der Gebirge schnell ab. Einen Gegen- satz zu dem milden, wenn anch nebeligen und wenig sonnenhellen Klima Englands (London soll nur 12 wirklich sonnenhelle Tage im Jahr haben!) bildet das rauhe Klima des nordschottischen Berglandes mit seinen anhaltenden, kalten Nebeln und seinen langen, naßkalten Wintern und rauhen Nordweststürmen. Trotz des ozeanischen Charakters des englischen Klimas besteht eine Ab- tönung von W. nach O. Da Europa unter der Herrschaft westlicher Winde steht, so treffen diese „Regenwinde" zunächst den gebirgigen W. Großbritanniens, wo sie zu einer aussteigenden Bewegung veranlaßt werden, die den Überschuß ihres Feuchtigkeitsgehaltes beseitigt. Die Folge davon ist, daß ganz besonders das südostenglische Becken, das ja im Regenschatten der westlichen Gebirge liegt, weniger von der übermäßigen Nässe und Kühle des britischen Sommers zu leiden hat. Hier konnte sich daher ein intensiver Ackerbau entwickeln, der aus der Luvseite Englands nicht möglich war. 5. Weltstellung. Großbritannien ist heute noch immer unbestritten der erste Industrie- und Handelsstaat der Welt. Die Gründe dafür liegen sowohl in Momenten der Lage, als in solchen der Boden beschaffen- heit: Das britische Jnselreich liegt inmitten der Landhalbkugel, als deren Pol geradezu London angesehen werden kann (vcrgl. Abt, Iii., S. 2). Es ist rings von den bedeutungsvollsten Kulturmächten der Gegenwart umgeben und kann infolge der geringen räumlichen Entfernung mit diesen im innigsten wirtschaftlichen Wechselverkehre stehen. Andererseits ist aber England voll- ständig vom Meere nmgeben. Die Meeresbuchten ragen weit in das Land hinein so. daß kein Ort weiter als 120 km vom Meere entfernt ist. Und auch die Fluß Verteilung erleichtert die Verbindung mit dem Meere. Die englischen Flüsse besitzen zwar eine geringe Länge, durch den Niederschlags- reichtum der Inseln sind sie aber sehr wasserreich und können, dank der günstigen orographischen Verhältnisse, leicht durch Kanäle miteinander in Verbindung gesetzt wenden. Zu diesen Vorzügen kommt ferner die v o r g e s ch o b e n e R a n d - läge in Bezug auf den europäischen Kontinent, die besonders einer kurzen Verbindung mit dem rapid emporblühenden nordamerikanischen Freistaate zu gute kommt. Das alles würde aber nichts genützt haben, wenn Großbritannien in seinem Innern nicht fast unerschöpfliche Schätze an Kohlen. Eisenerzen und anderen Mineralien besäße. Ihnen ist an allererster Stelle die gewaltige industrielle Entfaltung des Reiches zu danken. Auch negative Vorzüge haben England zu dem gemacht, was es heute ist. Ihm fehlt die Zersplitterung des Bodens, die z. B. Griechenland, das sonst viele Ähnlichkeiten mit Großbritannien besitzt, oder auch Deutschland erst spät zu einer nationalen Einigung hat kommen lassen. In England errang sich London infolge seiner günstigen Lage gar bald eine ähnliche zentrale Stellung wie Paris im nordfranzösischen Becken. Und die politische Reife des Insel- staates führte frühzeitig zu jener eigentümlichen konstitutionellen Verfassung, die dem englischen Volke eine bedeutende Macht und Selbständigkeit in allen Fragen der Staats- und Gemeindeverwaltung sichert. Die Entwicklung Großbritanniens ist so recht geeignet zu veranschaulichen, wie bei fortschreitender knltureller Entwicklung die wirtschaftlichen Güter einen Wechsel in ihrer Wertschätzung erfahren, sodaß geographische Gebiete, die in

3. Europa - S. 57

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 57 — geweiteten Flußtäler im Mündungsgebiet der drei großen spanischen Plateauströme erscheint das Stufenland zerstückelt und wie in einzelne Bergketten geteilt, die im Innern des Landes kleine Hochflächen ein- schließen, nach dem Ozean sich zu einer flachen, wenig gegliederten Küste abdachen oder in einzelnen Kaps (Kap Roea, Kap Vincente) bis ins Meer treten. Die bedeutendste dieser Gebirgsketten, die als Fort- setznng des kastilischen Scheidegebirges aufgefaßt werden kann, ist die Serra da Estrella (estrelja — Sterngebirge). Das Klima steht unter den Einflüssen der s. Lage des Landes und des Meeres. Es zeigt genüge Wärmegegeusätze der einzelnen Jahreszeiten. Frost und Schnee gehören zu den größten Seltenheiten. Regen ist dagegen in hinreichender Menge vorhanden, namentlich in den Küstenebenen. Die n. Gebirgs- und Hochländer haben Waldbestände aus mitteleuropäischen Laubhölzern und gute Weidestrecken. In den übrigen Landesteilen, namentlich an der Küste und in den Flußtäleru, gedeihen alle Arteu der Südfrüchte, Gartenfrüchte und Getreide, be- sonders auch herrliche Weinsorten wie Portwein und Muskatellerwein. 2. Die Bewohner. Auch die Portugiesen sind ein romanisches Mischvolk, den Spaniern nach Abstammung, Sprache und Volkscharakter stammverwandt. Nur kamen bei der Entwickelung dieses Volksstammes außer den historischen Völkerschaften der iberischen Halbinsel auch noch fran- zösische Zuwanderer in Frage. Übrigens besteht zwischen Spaniern und Portu- giesen ein alter Nationalhaß, der in erster Linie auf die Zeit der spanischen Herrschaft über Portugal in der ersten Halste des 17. Jahrhunderts zurück- zuführen ist. Die Portugiesen gehören mit wenigen Ausnahmen znr katholischen Konfession. Die Bevölkerungsdichtigkeit ist sehr ungleich. So wohnt der vierte Teil der Volksmasse in der kleinen nw. Provinz Minho, die kaum den zwölften Teil der Monarchie ausmacht. Dagegen ist die große Provinz Alemtejo menschenleer zu nennen. — Die Haupt- nahrnngsquelle der Bevölkerung ist die Laudwirtschaft. Der hervorragendste Zweig derselben ist der Weinbau. Im allgemeinen aber sind Ackerbau und Viehzucht uoch wenig entwickelt, ebenso Berg- bau und Industrie. Der Gesamtwert des portugiesischen Handels bleibt selbst hinter demjenigen Rumäniens zurück. Diese Erscheinungen in einem von der Natur gut ausgestatteten Lande sind größtenteils eine Folge fehlgeschlagener überseeischer Kolonialbestrebungen. Zur Zeit der spanischen F-remdherrschast vernichteten Engländer und Nieder- länder den portugiesischen Handel und eroberten Portugals Kolonien. Von diesem Schlage konnte sich das Land nicht mehr recht erholen. Seine Bedeutung als Seemacht war dahin. Außerdem trug die Priesterschaft und der Aufwand- staatlicher Luxusunternehmungen dazu bei, das Land auszusaugen. Erst in. neuester Zeit haben sich die Verhältnisse gebessert. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskundc. Portugal ist eine kon- stitutionelle Monarchie. Die Regierungsgewalt des Königs ist durch 2 Kammern (Cortes) beschränkt. Gegenwärtig ist der Staat in 17 Distrikte geteilt. Nach- der geschichtlichen Einteilung unterscheidet man 0 Provinzen: Minho, die bevölkertste und gewerbtätigste Landschaft, Tras os Montos (d. h. hinter den Bergen), Beira (bcra), Estremadura, Alemtejo (alengteju, d. h. jenseits des Tejo) und Algarve ( = der Westen). Portugal hat nur 2 Großstädte mit je über 100 000 E.

4. Die fremden Erdteile - S. 105

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 105 — Kaplande die Schafzucht, so daß Südafrika bezüglich der Schafzucht n 11 b Wollprodnktion zu den ersten Säubern der Erde zählte. Auch die Straußeuzucht entwickelte sich immer mehr, und die Gold- und Diamantenfelder in Transvaal behaupteten eine starke Anziehuugskraft. Der letzte Krieg hat einen starken Rück- schlag herbeigeführt, 3. Staatliche Verhältnisse, Die Küstengebiete des Kaplandes wurden 1048 den Portugiesen von den Holländern abgenommen, welche die Kapstadt anlegten und durch die „Treck-Buren" (= Ziehbauern) die gas- reichen Hochebenen bevölkerten. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes wanderten zahlreiche Hugenottenfamilien nach dem Kaplande aus und führten dort den Weinbau ein. Zum Verdruß der Buren ging zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Kapkolonie an die Engländer verloren. Tausende von Buren wanderten in den Dreißiger und Vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit Weib und Kind und aller Habe nordwärts und gründeten den „Oranje- sreistaat" und die Transvaalrepublik," später „Südafrikanische Republik" genannt, die sie in langen und verwickelten Kämpfen gegen Kaffern und Engländer behaupteten. Letztere dehnten inzwischen ihre Herrschaft über das Kaffernland und Natal'aus und erweiterten ihre Besitzungen jenseits des Oranjestromes, indem sie den größten Teil des B e t sch uan en land es, das Nyassaland und das obere Sam b esi g eb i et besetzten. — Inzwischen wurde der Goldreichtum Transvaals immer bekannter. Die Goldfelder des „Witwatersrandes" standen an der Spitze sämtlicher Gold- gebiete der Erde, und Transvaal konnte als das Hauptgoldland der Erde gelten. Das reizte die Begehrlichkeit der Engländer. Der Versuch des vi-. Jameson und seiner Genossen, 1895 die Goldstadt Johannesburg zu über- rumpeln, scheiterte zwar an der Wachsamkeit der Buren. Aber die Versuche Englands, die Unabhängigkeit der Buren anzutasten, mehrten sich fortgesetzt, so daß die beiden Burenstaalen, die sich verbunden hatten, am 11. Oktober 1899 den Krieg gegen England begannen, der anfangs für sie günstig verlief, schließlich aber im September 1900 zur englischen Annexion der Republiken führte, obioohl von den Buren der Kleinkrieg mit wechselnden Erfolgen bis 1902 fortgeführt wurde. Die kulturelle Blüte beider Republiken ist geknickt, und es dürften lange Jahre vergehen, ehe der Zustand vor dem Kriege wieder erreicht ist. «) Englische Besitzungen (2,9 Mill. qkm, 6 Mill. E,). l. Die Knpkolonie, so groß wie Skandinavien, 2>/4 Mill. E,, reich an Viehherden, Weinbergen und Gartenkulturen. Fast alle europäischen Obst- und Getreidearten sind im Küsteugebiet eingeführt. Ter Hauptvrt ist die Kapstadt (85 Tsd. E.*), im Hintergründe der Tafelbai am Fuße des Tafelberges gelegen. Die Stadt trägt in ihrer Bauart europäisches Gepräge und ist vou einem Völkergemisch verschiedeuer Raffeu und Nationen bewohnt, die lohueuder Haudel zur Ansiedelung veraulaßte. Zahlreiche uiedere und höhere Schulen, eine Universität und eine große öffentliche Bibliothek stehen im Dienste der allgemeinen Bildung. Dazu kommen eine Sternwarte, ein botanischer und ein zoologischer Garten. Die Stadt treibt erfolgreichen Binnen- und Seehaudel. Vou den Eiseubahuliuieu, die ins Innere führen, durchschneidet die Hauptbahn das ganze Kapland, überschreitet den Oranjefluß au der Grenze des einstigen Oranjesreistaates und zieht sich dann durch Westgriqualaud an der Grenze der bisherigen Bureustaateu hin. An dieser Bahn liegt im Griqualande die Diamantenstadt Kimberley, *) Mit Vorstädten.

5. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 108

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 108 und wirtschaftlichen Interessen zu wahren, Bahnkonzessionen und maritime Stützpunkte zu gewinnen. /) Japan, das sich ohnehin mit breiter Front China vorlagerte, wollte auch auf dem Festlande, besonders in Korea, festen Fuß fassen, und da sich China seinem Bestreben widersetzte, entstand der chinesisch-japanische Krieg von 1894/95, durch welchen das siegreiche Japan im Frieden zu Shimonoseki (1895) die Unabhängigkeit und damit seinen Einfluß auf Korea, sowie die Abtretung der Insel Formosa erzwang. So haben auch später die Vereinigten Staaten sich nach dem erfolgreichen Kriege mit Spanien (1898) durch den Erwerb der Philippinen eine langgestreckte Angriffslinie auch noch ungefähr vor der Front Chinas gewonnen. ö) Der deutsche Kolonialbesitz in Polynesien dagegen, wie er aus den Erwerbungen der achtziger Jahre hervorgegangen war, berührte bloß eine Flanke, und noch dazu in beträchtlicher Entfernung von dem chinesischen Kontinente; seine Lage zu dem Zentrum der ostasiatischen Dinge war weitaus die ungünstigste. Infolge der tiefgreifenden Umgestaltungen, welche der asiatische Osten seit dem chinesisch-japanischen Kriege erlitt, stellte sich die Notwenbigkeit, bort für unsere Hanbels-unb Kriegsflotte einen eignen festen Stützpunkt zu gewinnen, immer deutlicher heraus, und so wurde aus Anlaß der Ermorbung zweier beutscher katholischer Missionare in der Provinz Schantung am 15. November 1897 die Bucht von Kiautschou mit der Stadt Tsingtau durch den Abmiral Dieberichs besetzt und mit dem Kaiser von China am 5. Januar 1898 ein Vertrag abgeschlossen, kraft besten Deutschland das Pachtrecht bieses 550 qkm großen, etwa 100 000 Einwohner zählenben Küstenstriches auf „vorläufig 99 Jahre" erhielt. c) Der Streit um Marokko und feine Beilegung. a) Marokko, ein Laub von nicht ganz der Größe Deutschland mit ungefähr 8 Millionen Einwohnern, war wegen seiner starren muselmännischen Bevölkerung bis zu Anfang der achtziger Jahre von der europäischen Kultur noch wenig erschlossen. Aber feine günstige Lage an zwei Meeren und am Knotenpunkte der Hanbelsstraßen nach der Alten und Neuen Welt, ferner die natürliche Fruchtbarkeit seines Bobens und der Reichtum der noch ungehobenen ©obenschätze, sowie enbltch das gemäßigte auch für Europäer geeignete Klima, mußten biefe zu Ansiebelungen und Hanbelsnieberlassungen reizen.

6. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 110

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 110 — Der Vertrag, der das „herzliche Einvernehmen" die entente cordiale, begründete, beseitigte zwar auch die seit Jahrhunderten bestehenden Streitpunkte beider Staaten, war aber doch in erster Linie gegen Deutschland gerichtet. e) Obgleich der französisch-englische Vertrag von 1904 auch andere handeltreibenden Nationen die sogenannte Politik der offenen Tür zubilligte, also den Grundsatz der Handelsfreiheit in Marokko aussprach, so schien es der deutschen Regierung doch fraglich, ob Frankreich bei fortgesetzter Tunisierung Marokkos auch künftig sein Versprechen halten werde, und da jener Vertrag zustande gekommen war unter völliger absichtlicher Beiseiteschiebung Deutschlands, so sah sich dieses gezwungen, für sein verletztes Recht und seine Ehre einzutreten. ad) Deutschland griff in dem Augenblick ein, als Rußland durch seinen Krieg mit Japan festgelegt und infolge seiner schweren Niederlagen unfähig war, noch in europäische Angelegenheiten sich zu verwickeln. Kaiser Wilhelm landete anläßlich einer Reise in das Mittelmeer in Tanger und der Sultan Abdul Asis ließ ihn dort in feierlicher Weise begrüßen; zu den Vertretern der deutschen Kolonien aber sprach der Kaiser die bedeutsamen Worte: „Ich freue mich, in Ihnen die ergebenen Pioniere der deutschen Industrie und des deutschen Handels zu begrüßen, die mir bei dem Versuch helfen, alle Zeit in einem freien Lande die Jntereffen des Mutterlandes hoch zu halten. Über seine Interessen aber verhandelte Deutschland mit dem Sultan als einem unabhängigen Herrscher direkt, ohne jede Beachtung des englisch-französischen Vertrages. Nun lenkte Frankreich ein und entließ den Minister Delcasse. ßß) Nun verlangte der Sultan unter Zustimmung des Reichskanzlers Bülow die Regelung der marokkanischen Angelegenheiten durch eine internationale Konferenz, die auch in der spanischen Stadt Algeciras (gegenüber von Gibraltar) im Januar 1906 zusammentrat. Diese Algecirasakte bestimmte, daß Frankreich und Spanien in acht marokkanischen Häfen die Polizei organisieren sollten und daß Frankreich bei der Einrichtung der Staatsbank ein größerer Einfluß

7. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 118

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 118 — bis 1870 waren schon beide zurückgedrängt, und seit 1902 hat sie sogar die englische Produktion überholt und damit die zweite Stelle erlangt, über-troffen lediglich von der Erzeugung der Vereinigten Staaten. In ähnlichem Maße stieg die Produktion der Steinkohle. An die Fortschritte in der Eisengewinnung und der Kohlenproduktion schloffen sich bedeutsame Verbesserungen in der Eisenverarbeitung; im Anschluß an den Aufschwung der Eisengewerbe in Deutschland entwickelte sich auch diejenige Industrie zu größter Bedeutung, welche die wichtigste und charakteristischste der modernen Volkswirtschaft ist: die Maschinenindustrie. Von den großen deutschen Maschinenbauanstalten, die heute Weltruf genießen, sind eine ganze Reihe in den Jahren zwischen 1850 und 1870 gegründet worden. Sie beschäftigten damals freilich so viel Hunderte von Arbeitern, als sie heute vielleicht Tausende zählen. Ähnlich ist es mit der Entwickelung der großen Schiffsbau-wersten in Stettin, Hamburg, Kiel, Bremen und Danzig gewesen. In gleicher Weise hat sich die deutsche Textil-und chemische Industrie Weltruf erworben und behauptet sich infolge der Vorzüglichkeit ihrer Fabrikate. Zz) Durch diese erfolgreiche Beteiligung Deutschlands an der Weltwirtschaft fühlt sich vor allen andern England in seinem Welthandel bedroht; diese Sorge wird uns einigermaßen verständlich, wenn wir bedenken, daß Englands wirtschaftliche und politische Existenz durch eine Storung oder Schwächung seines Handels weit mehr in Frage gestellt ist als die Deutschlands, welches dank seiner hochentwickelten Landwirtschaft in viel günstigerer Lage sich befindet. England hat darum seine Augen nicht verschlossen vor der Gefahr, die ihm von feiten unseres Welthandels droht, wenn sich derselbe noch weiter steigern sollte. öö) Der Gegensatz beider Volker trat zum ersten Male in schroffster Weise während des Burenkrieges hervor; das Unglück des Burenvolkes erweckte im deutschen Volke viel Mitgefühl und Teilnahme, die England nicht verzeihen konnte. Es begann feit der Regierung Eduards Vii. (1901) feine (Sin-kreifungspolitik gegen Deutschland, schloß mit Frank-

8. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 109

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 109 — ß) Der Handel Deutschlands war um diese Zeit schon recht beträchtlich, wenn er auch den französischen und englischen nicht erreichte; er steigerte sich bis zum Jahre 1900 so, daß innerhalb eines Jahres über 300 deutsche Handelsschiffe die marokkanischen Häfen anliefen. 7) Die handeltreibenden Nationen suchten im scherifischen Reiche zunächst dadurch festen Fuß zu fassen, daß sie 1880 in Madrid mit dem Sultan Muley Hassan emen Vertrag abschlössen, der ihren Gesandten das Schutzrecht über ihre aus der maurischen Bevölkerung genommenen Diener und Dolmetscher und deren Angehörigen zusprach, sowie allen vertragschließenden Mächten das Recht auf Meistbegünstigung gewährte. Da aber in Frankreich bald die Neigung hervortrat, die übrigen Nationen aus Marokko zu verdrängen, so schlossen England, Italien, Spanien und Österreich 1887 ein Übereinkommen, das die Aufrechterhaltung des bestehenden Zustandes im Mittelmeer sich zum Ziele setzte. d) Daß jenes Übereinkommen sich in erster Linie gegen die französischen Bestrebungen in Marokko richtete, war selbstverständlich, und so suchte Frankreich ein Gegengewicht zu schaffen, indem es sich Deutschlands näherte und sich bereit erklärte, diesem einen maurischen Hafen, Casablanca oder Rabat, als Kohlenstation zu überlassen, falls dieses das Vorrecht Frankreichs auf Marokko anerkenne. Allein Deutschland lehnte ab, und die Republik stand weiter vereinzelt da. Dieser Zustand änderte sich, als zwischen England und Deutschland infolge der burenfreundlichen Haltung des letzteren während des südafrikanischen Krieges und wegen des gewaltigen Aufschwunges des deutschen Seehandels eine tiefgehende Entfremdung eintrat, und als in Frankreich der Minister Delcasss an die Spitze des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten trat (1898). Delcasss schloß zunächst mit Italien einen Vertrag ab (1902), in welchem diesem die Anwartschaft auf Tripolis zugestanden wurde, wenn es zur Aufteilung der Türkei kommen sollte; Italien hingegen gewährte den Franzosen in Marokko freie Hand. Ein ähnlicher Vertrag kam mit England zustande (1904): Frankreich verpflichtete sich, dem Vorgehen Englands in Ägypten keine Schwierigkeiten zu bereiten; dagegen sollte der Republik die englische Unterstützung in Marokko zur Durchführung der notwendigen administrativen, ökonomischen, finanziellen und militärischen Reformen zuteil werden.

9. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 5

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 5 — e) Der Freiheitskampf der Griechen. a) Ursache und Veranlassung. Seit der Unterwerfung Griechenlands durch die Türken (1503) hatten diese das unterjochte Volk in tiefster Knechtschaft gehalten; durch die Erfolge der Befreiungskriege, sowie durch die freiheitlichen Bestrebungen der Spanier und Italiener war auch bei den Griechen der Freiheitsdrang von neuem erwacht. Die mit Rußlands Hilfe erkämpfte Freiheit Serbiens (1817) ermutigte die Griechen, unter Alexander Ipsilanti einen Aufstand in der Moldau und Walachei zu versuchen, der aber, da Rußland seinen Beistand versagte, von den Türken blutig unterdrückt wurde. Alexander Ipsilanti entkam nach Ungarn, mußte aber auf Befehl Metternichs acht Jahre lang auf der Festung Munkacs schmachten. ß) Die Erhebung Griechenlands. aa) Während des Kampfes in der Walachei erhoben sich die Griechen unter Mauromichali auf Morea und ba die Türken auch hier die Erhebung durch unmenschliche Grausamkeit nieberzuhalten suchten, so verbreitete sie sich trotzbem balb über ganz Griechenland Der Nationalkongreß zu Epibaurus (1822) erklärte die Unabhängigkeit Griechenland und stellte eine freie Verfassung auf. ßß) Da die Griechen durch das Zuströmen zahlreicher Philhellenen aus den gebilbeten Stäuben Europas tatkräftige Unterstützung erhielten (Lorb Byron, Wilhelm Müller), so sahen sich die Türken außer Staube diese Bewegung zu bewältigen. Darum rief der Sultan Mahmub Ii. die Hilfe des Vizekönigs von Ägypten an, beffen Sohn Ibrahim 1825 auf Morea lanbete und nach der Eroberung der so heldenmütig verteidigten Stadt Missolunghi (1826) einen förmlichen Vernichtungskrieg führte. y) Die Befreiung. Nun schlossen England, Frankreich und Rußland ein Bündnis und forderten die Freilassung Griechenlands von der Pforte; als diese verweigert wurde, erklärten sie den Krieg. Währenb die englische Flotte die türkisch-ägyptische bei Nab artn vernichtete, lanbete ein französisches Heer im Peloponnes und vertrieb Ibrahim Pascha; die Russen aber brangen unter Diebitsch über den Balkan und eroberten Abrianopel 1829.

10. Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß - S. 48

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 48 — 77) Friedrich trat am 4. Juni zu Breslau dem Nymphenburger Bunde bei unter der Bedingung, daß Frankreich militärisch Hilfe leiste, wogegen er für die Kaiserwahl Karl Alberts stimmen und seinen Anspruch auf Berg aufgeben wolle. öd) Damit begann der österreichische Erbfolgekrieg; ein französisch-bayerisches Heer eroberte Öber-Öster-reich und wandte sich dann im Verein mit den Sachsen gegen Böhmen; Karl Albert wurde zum König von Böhmen und zum Kaiser von Deutschland gekrönt. d) Aus Besorgnis vor den Erfolgen der Franzosen schloß Friedrich mit Österreich den geheimen Bertrag von Klein-Schnellendorf ab; Friedrich erhielt Niederschlesien mit Neiße, verpflichtete sich aber zur Neutralität. s) Maria Theresia erhielt nun freie Hand gegen die übrigen Feinde; General Khevenhiller Vertrieb diese aus Österreich und drang in Bayern ein. Die Wendung des Kriegsglückes bewog Friedrich, zur Sicherung Schlesiens wieder die Waffen zu ergreifen. §) Die Preußen rückten in Mähren ein und bedrohten Wien; England gab Maria Theresia dringende Ratschläge, Friedrichs Forderungen zu bewilligen, ehe sie sich jedoch dazu entschloß, versuchte sie von neuem das Glück der Waffen, das sich bei Chotusitz gegen sie entschied (17. März 1742). &) Im Frieden zu Breslau am 11. Juni 1742 trat Maria Theresia ganz Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Friedrich ab, der sich verpflichtete, im weiteren Kriege neutral zu bleiben. 3. Der zweite schlesische Krieg, a) Die Ursachen. d) Nach dem Breslauer Frieden hatte Friedrich mit England den Bertrag von Westminster (29. November 1742) abgeschlossen, der ihm Schlesien gewährleistete; für den Kaiser konnte er jedoch keinen günstigen Frieden erwirken, da Maria Theresia Bayern forderte und Karl Albert auf sein österreichisches Erbe nur dann verzichten wollte, wenn er durch Säkularisation und Mediatisierung süddeutscher Gebiete entschädigt würde. ß) Der österreichische Erbfolgekrieg nahm deshalb seinen Fortgang. Maria Theresia eroberte Böhmen und Bayern, die pragmatische Armee schlug die Franzosen bei Dettingen und aus Italien wurden durch die Hilfe Sardiniens die spanischen Bourbonen vertrieben.
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